Die CSU Selb im Gespräch mit den regionalen Landwirten. Stimmungsmache und fehlende
Vermarktungsstrukturen machen der Landwirtschaft zu schaffen.
Steinselb – Spätestens nach der Aktion „Grüne Kreuze“ ist das Problem des Höfesterbens in der Gesellschaft angekommen. Auch in Selb und Umgebung haben seit 2005 49 Milchkuhhalter ihren Betrieb eingestellt. Für Willy Neupert, dessen Familie bereits in 7. Generation einen Milchviehbetrieb bewirtschaftet, ist diese Entwicklung keine Überraschung. „Zu viel Bürokratie, eine wachsende Anzahl von Verordnungen und eine schwierige Absatzlage machen uns das Leben schwer“, so Neupert im Rahmen der Veranstaltung „Heimische Landwirtschaft“, zu der neben dem Selber CSU-Ortsverband auch Landwirte aus der Region eingeladen wurden.
In den Stallungen konnten sich die Besucher von der modernen Tierhaltung überzeugen. „Die Kühe entscheiden selbst, wenn sie zum Melken gehen wollen. Für Komfort sorgen unter anderem Liegeboxen und Kuhdusche“, erklärte Junior-Chef Andreas Neupert. Auch Krankheiten könne man frühzeitig durch Sensoren erkennen: „Ich bekomme auf meinem Handy eine Nachricht und kann sofort reagieren. Unseren Kühen geht es gut.“
Dennoch träfen ihn und seinen Kollegen teilweise der Hass auf seinen Berufsstand, der inzwischen unverhohlen von selbsternannten Tierschützern in den sozialen Netzwerken verbreitet werde. „Wenn man als Mörder bezeichnet wird, überlegt man schon, warum man sich das Ganze überhaupt noch antut“, fasste Neupert die Stimmung bei den Landwirten zusammen.
CSU Ortsvorsitzender Matthias Müller warf den Kritikern Doppelzüngigkeit vor: „Die Grünen fordern einerseits, die kleinteilige Landwirtschaft zu erhalten. Auf der anderen Seite will man eine Verordnung nach der anderen durchdrücken und über Verbote steuern, anstatt Anreize zu setzen. Das passt aus meiner Sicht nicht zusammen.“
Auch Landwirt Martin Goldschald sah die momentane Entwicklung kritisch. Man sei auf dem besten Wege, die heimischen Betriebe kaputt zu machen. Neben der im Vergleich zu Großbetrieben fehlenden Lobby und ständiger Meinungsmache durch Nicht Regierungsorganisationen (NGO) mangele es auch an einer soliden Vermarktungsstruktur, die heimische Landwirtschaft einbinde.
„Aufgrund der Macht der Discounter ist dies ein Problem, das sich über den Markt allein nicht lösen lässt“, stimmte Stadtrat Wolfgang Kreil zu. Es sei wichtig, eine Plattform zu finden, wo regionale Erzeuger ihre Produkte direkt vermarkten können.
Fraktionsvorsitzender Carsten Hentschel sah das Problem auch beim Verbraucher selber: „Wer glaubt, sich mit der Bio-Zwiebel aus Israel ein grünes Gewissen kaufen zu können, steckt mittendrin im modernen Ablasshandel.“
Landtagsabgeordneter Martin Schöffel versprach, sich weiter für bäuerliche Kleinbetriebe
einzusetzen. Er plädierte auch für eine höhere Wertschätzung der Landwirte und ihrer Arbeit.